Mittwoch, 30. Juli 2014

Von verführerischen Kochkünsten und fuchsigen Mürbeteigkeksen

Heute war ein herrlich trüber Tag. 
An solchen Tagen bin ich in total verkuschelter Stimmung.

In meinem früheren Leben, als ich zwar viele Ideen hatte, 
aber nicht so recht wusste, 
was davon sinnvoll wäre, hätte ich mich final dafür entschieden, eine ganze Staffel Gilmore Girls zu schauen. 

Heute ist das anders. 

In meinem jetzigen Leben teile ich mir genau ein, 
welcher Abschnitt des Tages für die Erfüllung verschiedenster Aufgaben oder Ideen genutzt wird. Ich mag einfach keine Zeit mehr "verplempern", weil ich mich am Abend so viel besser fühle, wenn ich etwas geschaffen habe. Dieses Gefühl hatte ich das erste Mal, als ich mich im "besonderen" Kochen versucht hatte. 
Bevor ich dem Häkeln und Nähen verfiel, war ich eine leidenschaftliche Köchin. 

Wollt ihr mal in mein Koch-und Backbuch-Regal schauen?



Nicht besonders umfangreich, oder? 

Ich hatte mich zwar regelrecht ins Kochen verliebt, 
nachdem ich die ersten Folgen aus Jamie Olivers Küche gesehen hatte... Was mich aber bremste und unzufrieden machte, waren die viel zu abwegigen Zutaten, die man hierzulande nur mit großem Aufwand und vor allem selten spontan besorgen kann. 

Und dann kam Sophie Dahl, Enkeltochter eines bekannten Schriftstellers (Roald Dahl schrieb z.B. "Charlie und die Schokoladenfabrik"), selbst Schriftstellerin, 
Fotomodell und die sinnlichste Hobbyköchin neben 
Nigella Lawson, die die Welt je gesehen hat.
Wie sie über Essen spricht, erinnert an Poesie. 
Was sie kocht ist eine Mischung aus 
moderner und traditioneller Küche. 

Sie bindet ihre Familie, vor allem ihre Großeltern, die sie so sehr liebte in ihre Leidenschaft ein und berichtet z.B. von Gerichten, die sie in den Sommerferien auf Martha´s Vinyard bei ihrer Großmutter kochen gelernt hatte. 

Vor drei Jahren war mein größter Wunsch zu Weihnachten das Kochbuch 

"Verführerisch Kochen mit Sophie Dahl". 

 

Ein tragischer Wunsch, denn das Buch ist nur in einer einzigen Auflage erschienen und war nirgends mehr zu bekommen... Dennoch lag eine gebundene Ausgabe unterm Christbaum. 

Hab ich schon einmal erwähnt, dass ich den großartigsten, 
liebsten Ehemann der Welt habe? 
Er hat mit viel Aufwand einen Buchladen in 150km Entfernung gefunden, der ihm das letzte im Handel erhältliche Exemplar noch vor Weihnachten zugesandt hatte. 
Seither schmückt es neben zwei Büchern von Nigella Lawson meine Küche. Und ich habe mir dieses Kochbuch damals als Lektüre mit ins Bett genommen.

Hier ein kleiner Auszug, der das ganz schnell erklärt...


Das Buch ist ein Spiegel ihrer Persönlichkeit, 
erzählt ihre Geschichte in ganz besonders 
liebevoller Art und Weise. 

Die Rezepte ergänzen nur, was Sophie Dahl über ihr Leben erzählt. 
Ich bin hin und weg, jedes mal wenn ich es aufschlage. 
Und dann verliere ich mich in Schwärmereien und in der gemütlichen Atmosphäre ihres verregneten englischen Charms. 

Das ruft nach einer Tasse Tee, einer linierten, leeren Seite und einem Füller mit breiter Feder, denn für ein kunstvolles Essen muss auch der Einkaufszettel etwas hermachen.

Für solche entspannten Menüplanungen habe ich heute nur noch wenig Zeit. Aber bewusst essen und besonders backen und kochen spielt dennoch eine große Rolle für mich.

Am Wochenende war ich zur Entspannung 
ein bisschen bei Dawanda unterwegs. 

Ich weiß nicht, ob ich bereits irgendwann erwähnt hatte, dass ich gern virtuelle Einkaufskörbe zum Bersten fülle und sie dann aber doch nicht bis zur Kasse trage, 
weil ich mich oft über die kumulierten Summen erschrecke. 
Trotzdem bummel ich gern durch die Handmade-Materialien-Shops und schau, was es neues gibt. 

Dieses Mal bin ich auf einen ganz besonders süßen Laden gestoßen und hab die auserwählten Waren sogar gekauft. Bei "Ausgestochen-Gut" gibt es allerlei Küchenzubehör, aber auch andere Nettigkeiten   und ich bin sofort bei den Keks-Ausstechern hängen geblieben.

Drei hab ich mir ausgesucht:


Ja, heute wurden sie geliefert. :) Soooooo schöööön... 

Eigentlich hatte der liebliche Fuchs meine Aufmerksamkeit erregt. Aber dann dachte ich, wenn ich ohnehin Porto zahlen muss, kann ich mir gleich noch Material für das Halloweengebäck dazu bestellen. Im letzten Jahr hatte ich kleine Geister aus Eischnee gebacken, in diesem Jahr werden sie Gesellschaft von Kürbissen und Fledermäusen bekommen.

Ich musste natürlich gleich drauf losmixen. 


Mürbeteig muss ja immer eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen, bevor man ihn ausrollen darf. In der Zwischenzeit wollte ich noch schnell an der Verringerung meiner Nähaufträge arbeiten. 

Zum Kühlschrank bin ich erst 4 Stunden später zurückgekehrt.... ;)

Aber dann ging es weiter... 

Teig in Portionen schneiden, kneten, ausrollen und ausstechen...


Anfangs war ich viel zu geizig. Der Teig darf für diese Ausstecher gern 5 Millimeter dick sein, damit die Konturen auch nach dem Backen noch gut zu sehen sind.


Nach acht bis zehn Minuten sind die Kekse fertig und ganz schnell abgekühlt. 

Ich hab ihnen dann mit Zuckercreme-Stiften kleine Akzente verpasst, was zur Folge hatte, dass die liebe Schwiegermama mich für die ausgesprochen hübschen Eulen lobte... ;)


Wenn ich ehrlich bin, mag ich Mürbeteigkekse sowieso am liebsten wie hier...


Ganz ohne Krimskrams und am besten noch warm direkt aus dem Ofen...mit einem herrlich duftenden Kaffee dazu. :)

Seid ihr auch ein bisschen gemütlich geworden? Vielleicht beschert uns der Himmel morgen noch einen weiteren Kuschelwettertag. 

Wer Zeit hat, darf sich gern mein Mürbeteigrezept borgen:

Zutaten:

375g Mehl
125g gemahlene Mandeln
150g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
250g Butter
1 Eigelb

Alles mit den Knethaken oder den Händen zu einem glatten Teig verkneten. 
Am besten dafür zimmerwarme Butter verwenden. 
Ich war so spontan, dass meine heute aus dem Kühlschrank kam. 
Ich hab sie in kleine Würfel geschnitten, aber es hat eeewig gedauert, 
eh ein glatter Teig entstanden ist.
Für eine halbe Stunde kühl parken und dann portionsweise ausrollen, 
ausstechen und ca. zehn Minuten bei 160 Grad Umluft backen.

Für alle, die den Sommer so sehr lieben, dass sie jetzt eigentlich noch gar keine Kekse sehen wollen:

Ich entschuldige mich aufrichtig für meinen sehr herbstlichen, fast vorweihnachtlichen Post. 
Aber ich kann nicht anders. Ein bisschen Sprühregen, der mich an Nebel erinnert und die Sehnsucht nach Kerzenlicht, Kaminfeuer und Weihnachtskeksen ist angeknipst. Ich gelobe ab jetzt Zurückhaltung, zumindest bis Mitte September. ;)

Gute Nacht

Eure Dani






Mittwoch, 16. Juli 2014

Vom Selbstbild und Fremdbild


In der vergangenen Woche bin ich nach langer Zeit wieder mit "meinem Fremdbild" kollidiert. Und mit der Frage: Wie persönlich darf ich anderen gegenüber werden?

Welches Recht habe ich, mir erstens ein Urteil über einen anderen Menschen zu erlauben und darauf aufsetzend, ihn damit zu konfrontieren?
Manchmal braucht es eigene schmerzhafte Erfahrungen mit solchen Themen, 
um sich über sein Verhalten gegenüber anderen klar zu werden.
Ich bin ein Fan davon, an einem negativem Bauchgefühl nicht still zugrunde zu gehen, 
sondern offen anzusprechen, wenn ich ein Problem vermute... 
Eines, dass ICH verursacht habe, eines dass ICH beeinflussen kann.
Wenn ich spüre, dass mir jemand offensichtlich aus dem Weg geht, 
mich schneidet oder sogar missachtet, 
suche ich das Gespräch und möchte wissen, woran ich bin. 
Und ich bin mir von vorn herein darüber im Klaren, 
dass mich die Antwort verletzen könnte. 

Alles ist besser, als unterschwellig permanent unter dem Gefühl zu leiden, 
dass ich jemandem, der mir wichtig ist, 
oder mit dem ich zusammenarbeiten darf/muss/kann/soll, 
durch irgendwas verstört oder verärgert habe.
Und selbst, wenn es dann tatsächlich etwas ist, das in meiner Verantwortung liegt,
kann ich damit umgehen, gelobe mir selbst und je nach Interesse dem Gegenüber Besserung.

Kritik, die sich konstruktiv und sachlich zeigt, kann ich gut annehmen und verarbeiten.
Und genau hier liegt der Knackpunkt. 
"Konstruktiv und sachlich" ist ja eine Sache der Wertung...

Mir wurde neulich "gefeedbackt", ich sei "unglaublich polarisierend".
"Entweder man mag Deine straighte Art total oder man kommt überhaupt nicht mit Dir klar!"
So gehört nach etwa dreistündigem Kennenlernen in einer Gruppe von 14 Teilnehmern.


Puuuuh...

Was bedeutet das jetzt für mich? 
Ganz ehrlich? 
Ich überlege seit 7 Tagen. 
Und ich komm nicht drauf.
Ist das konstruktives, sachliches Feeback?
Jetzt geht euch vielleicht folgende Frage im Kopf herum: 
"Welche Variante galt beim Verfasser des Feedbacks?"

Bin ich verrückt? 

Eine fifty-fifty-Chance für mich, geliebt oder gehasst zu werden und ich versichere mich
vor dem Plenum der tatsächlichen Wahrnehmung? 

Nein. 
So "straight" bin ich dann doch nicht.
Aber im Nachhinein frage ich mich, was diese Aussage bei mir bewirken sollte.
Feedback soll den eigenen blinden Fleck an´s Tageslicht bringen. 
Den kann ich dann beleuchten und im besten Fall so beeinflussen, dass wiederum die Kommunikation MIT und Wirkung AUF meine Umgebung erheblich verbessert werden.

Wenn Dir einer sagt, Du polarisierst, 
ärgerst Du Dich über die 50% der Menschen, 
"deren Ding" Du nicht bist?

Oder freust Du Dich über die Hälfte von all den Menschen, denen Du je begegnen wirst,
die gern ein Stück Ihres Lebens mit Dir geteilt haben, und wenn es nur ein kurzes Gespräch im Bäckerladen war?

Was kann ich verändern? 
Zurückfahren, um angepasster, unauffälliger zu werden? 
Reduziere ich dann nicht beide Pole auf einmal? 
Wer hat dann etwas davon? 
Ich? 
Alle anderen?

Tu ich irgendjemandem weh, wenn ich nicht aufhöre, zu polarisieren? 
Kann ich das überhaupt aktiv steuern, ohne mich selbst zu verlieren?
Ich kann das alles gar nicht beantworten, da ich beschlossen habe, 
in erster Linie ich selbst zu bleiben.
Mein Leben, meine Erfahrungen, die Menschen, denen ich begegnet bin, die Menschen, die ihr kostbares Leben dauerhaft oder sporadisch mit mir teilen und die ich liebe, haben mich zu dem gemacht, was ich bin. 
Was kann ich schon dagegen tun? 
Nicht viel...

Aber ich habe etwas gelernt. Jemanden mit etwas zu konfrontieren, das er nicht ändern kann, weil es seine PERSÖNLICHKEIT ist, 
ist unfair und verletzend.

Es wird selten dazu führen, dass er sich in diesem Punkt ändert. 
Aber er wird sich immer schlecht fühlen, wenn er in Deiner Gegenwart wieder in eine Situation gerät wie die, die Dich zu Deinem Feedback veranlasst hat.

Darum sei großzügig und wertschätzend, konstruktiv und sachlich. 
Und überlege genau, WAS Du gerade kritisierst, Verhalten oder Persönlichkeit.
Deine Umwelt wird es Dir danken.

ICH bedanke mich bei Euch für´s Lesen, das bedeutet mir sehr viel, weil ich eben so bin, wie ich bin.





Eure Dani