Dienstag, 17. Juni 2014

Von beseelten Lampen und schönen Erinnerungen

Heute Morgen haben wir uns an einen Wintertag erinnert...

Der Sommer ist noch nicht einmal richtig gelandet. Und trotzdem haben wir uns für einen Moment der Sehnsucht nach winterlicher Gemütlichkeit ergeben. 

Ich bekomme jeden Morgen meinen Kaffee ins Badezimmer geliefert. 
Der liebste Ehemann steht kurz nach 5 auf, ich kurz nach halb 6. Wir treffen uns täglich zwischen Duschkabine und Waschbecken und erzählen uns, wie die Nacht war. 
Wenn er dann den Raum verlässt, dauert es nicht lange, 
bis es im Haus nach frisch gemahlenem Kaffee duftet. Einen nimmt er mit ins Auto und einen bringt er mir in einer schönen Porzellantasse ins Badezimmer. 

Tassen sind eine meiner Schwächen. Ich kann einer schönen Porzellantasse nur sehr schwer widerstehen. Also musste ich mich irgendwann auf einen "Deal" einlassen. 
Für jede Tasse, die ich neu kaufe, muss eine andere unseren Haushalt verlassen. 
Es gibt immer eine, die angeschlagen ist und eigentlich weg könnte. 
Aber es tut mir um jede einzelne leid, denn ich erinnere mich gern daran, 
wie sie bei uns eingezogen ist. Und wenn die angeschlagene Stelle nicht zu lebens- oder schönheitsbedrohlichen Verletzungen führen könnte, bleibt die Tasse im Schrank. 

Ich bin kein Messi, ich schätze nur Dinge, die eine Seele besitzen. 
Eine Seele besitzt auch die kleine Porzellanlampe, die direkt neben unserer Kaffeemaschine steht. 
Ich kenne ihre Geschichte nicht wirklich. Sie gibt nicht viel von sich preis. 
Ich hab sie aus einer Haushaltsauflösung bekommen. 
Meine liebste Mama kennt mich gut und reagiert sofort, wenn ihr Schönes begegnet, 
das mich glücklich machen könnte. 
So hat sie die kleine Lampe prompt in Sicherheit gebracht, als sie ihr von einer damaligen Kollegin angeboten wurde, deren Schwiegermutter gerade verstorben war, zu deren Einrichtung das gute Stück  gehört hatte.



Eine Besonderheit mit einer Vergangenheit zu besitzen und ihr ein neues Heim zu bieten, ist für mich schöner, als etwas sein eigen zu nennen, für das man einfach viel bezahlt hat. 

So stelle ich mir vor, wie die kleine Lampe in einem gemütlichen kleinen Wohnzimmer mit knarzenden Dielen auf einem alten Eichenholztischlein mit Häkeldeckchen stand und am ganz frühen Morgen und ganz späten Abend für ein kleines, warmes, glückliches Licht gesorgt hat, während ein älteres, liebenswertes Ehepaar gemeinsam in den Tag gestartet ist oder den Abend genossen hat. 

Sie bringt Erfahrung und Lebensmut mit, denn das Ehepaar ist nicht mehr, die kleine Lampe schon.

Sie beobachtet nun Tag für Tag einen liebenden Ehemann, 
der sich manchmal zu Karamelherzen auf dem Milchschaum hinreißen lässt 
und dann mit einer zart geblümten Tasse den Raum verlässt. 
Und sie wartet täglich darauf, 
dass eine liebende Ehefrau eben diese Tasse bald darauf 
zurück in die Küche bringt und ganz eilig gerade so in der Lage ist, 
einen Platz AUF statt IN der Spülmaschine für sie zu finden... 

Und sie ist ganz beruhigt, wenn irgendwann am Tage der Herr des Hauses wieder auftaucht und still schmunzelnd das Geschirr in der Spülmaschine verschwinden lässt, weil es leider (zum Glück) immer dasselbe ist. Mit ein wenig Verständnis kann Gewohnheit etwas sehr beruhigendes sein.
Also lasst euch nur niemals einreden, dass Alltag etwas schlechtes ist. Unsere kleine Lampe kann bestätigen, dass Alltag in einer Beziehung wunderbar wohlig, gemütlich, herzlich und liebevoll sein kann.

Heute morgen durfte sie leuchten. Und als der liebste Ehemann mit meinem Kaffee ins Badezimmer kam, meinte er, es wäre gerade so gemütlich gewesen, wie im Winter, wenn die kleine Lampe morgens unser erstes Licht war. Und ich war den ganzen Tag glücklich, weil ich daran dachte, wie wir im Badezimmer mitten im Juni an einen gemütlich kalten, dunklen, aber beleuchteten Wintertag dachten und gemeinsam fühlten, wie großartig es ist, so bezaubernde kleine Erinnerungen zu haben.

Ich liebe mein Leben, weil ich so viel schönes erleben darf.
Haltet die Augen und eure Herzen offen, dann werdet ihr ähnliches erleben.

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