Dienstag, 19. Februar 2013

Von schwarzen Füßen und bunten Gedanken

Gestern war ich mit dem kleinen Menschen und der Pelzschnute in unserem Dörfchen spazieren. Dabei muss ich immer darauf achten, dass der kleine pelzige Kinderwagenbewacher nicht wie wild seine Geschäfte unter einem Haufen Dreck verbuddelt, weil die weißen Serviettenpfötchen dann ganz schnell zu schwarzen Colafüßen werden. Ich habe als Kind wirklich daran geglaubt, dass Colatrinken eben diese Folgen hat. Nun weiß ich natürlich, dass das Unsinn ist. Im Grunde stimmt es auch nicht, dass der vierbeinige Begleiter seine Geschäfte verbuddeln möchte. Vielmehr will er sie verteilen, so hoch wie möglich und so weit wie möglich. Er signalisiert einem nachfolgenden Vierbeiner, dass hier ein großer, böser Wolf vorbeigekommen ist, dem jeder, der überleben möchte, besser aus dem Weg zu gehen hat. Unter uns... Er selbst hält sich mit seinen gut 4 Kilo Lebendgewicht für eben diesen bösen Wolf. Ich hab mal gehört, dass Hunde nicht wissen, wie groß oder klein sie sind. Deshalb haben viele einen Hang zur hoffnungslosen Selbstüberschätzung. Zum Glück sind der liebste Ehemann oder ich oder zuletzt der Gartenzaun immer dabei, wenn ein Feind naht, der ohne Gnade erledigt werden soll.
Während unseres Spaziergangs bin ich auf ein kleines Vogelnest aus dem letzten Jahr gestoßen. Die Vogelfamilie ist schon lange ausgezogen. Es befand sich nur ein altes braunes Blatt darin, das im Herbst hineingefallen und liegen geblieben war. Und obwohl ich natürlich weiß, dass in dieses Nestchen wohl auch keine neue Familie einziehen wird - die neigen ja eher dazu, neu zu bauen, als gebraucht zu wohnen - konnte ich kurz den Frühling fühlen. Darum musste ich auch unsinnigerweise nachschauen, ob nicht doch vielleicht ein oder zwei Eier darin zu finden sind. Noch ist es nicht so weit. Auch wenn in Gewächshäusern gezüchtete, schnell sterbende Vasentulpen in den Supermärkten suggerieren wollen, dass auf Silvester und Neujahr direkt der Frühling folgt. Aber dieses kleine warme Gefühl, die Gewissheit, dass er naht.... Das war unglaublich schön zu spüren in der klaren Winterluft. Und man erinnert sich an die vielen bunten Farben, die bald zurückkehren. Und man hört bald auf, das kuschelige Rot aus der kürzlich gewesenen Adventszeit zu vermissen.
Der kleine Mensch, eingekuschelt unter der dicken hellblauen Decke mit dem Lämmchen drauf, hat von all dem nichts mitbekommen, aber ich werde ihm später davon erzählen, wie ich dem Frühling im Februar begegnet bin.
Ach, so ein Spaziergang ist doch was Schönes... Auch im Februar. In diesem Sinne... schnell an die frische Luft. :)

6 Kommentare:

  1. Ach, wie wunderbar zu lesen... Ich spüre es förmlich und rieche die Frühlingsempfindungen einschließlich der schnell sterbenden Discountervasentulpen... Was die Colafüße angeht, kann ich ergänzen, dass diese Geschichte nicht ganz unwahr ist... Unverzichtbar in einer späteren Kindererziehungsphase (neben Oh je, ich wachse) ist Ralph Caspers "Scheiße sagt man nicht - die 100 (un)beliebtesten Elternregeln" (erschienen im rororo-Verlag). Neben "Vom Fernsehen bekommt man viereckige Augen" und "Keine Erbsen in die Nase stecken" enthält dieses Buch auch das Kapitel "Von zu viel Cola bekommt man schwarze Füße". Und siehe da, es ist nicht so unwahr, was man uns so weismachen wollte... Zu viel Zucker = zuckerkrank = diabetischer, mitunter schwarzer Fuß! Nicht sehr wahrscheinlich, aber eben nicht gänzlich ausgeschlossen ;o))). Haben es doch unsere Eltern nur gut gemeint mit uns. In diesem Sinne einen schönen Tag in heute wieder winterlicher Frühlingserwartungslaune...

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  2. Ach, da bin ich aber froh, dass ich diese Weisheit nun guten Gewissens auch an mein Kind weitergeben kann. :) Dankeschön und ebenfalls einen wunderschönen Nochwinter-Tag. :)

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  3. Was für eine tolle Seite! Ich freue mich auch über jedes kleine Schneeglöckchen!
    Lang dauert es nicht mehr.
    Ich stricke noch fleißig Wintermützen und Strümpfe. Der nächste Winter kommt bestimmt. :-)

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  4. Wer wartet nicht auf den Frühling.... Das ist doch wohl die einzigste Jahreszeit, die das wieder wettmachen kann, was mitunter in der düstren Herbst-/Winterzeit verbuddelt wird. Ein Spaziergang ist immer das Richtige, mit Kinderwagen machts noch mehr Spaß und man glaubt nicht, auf welche kleinen Dinge man sich freut, wie das Erscheinen von Winterlingen, die so winzig sind, aber eine Leuchtkraft durch die gelbe Farbe haben und sich sogar durch Schnee durchdrängeln. Natur ist wunderbar und durch Kinder entdecken sie die Großen nochmal. Die Begeisterung dafür teile ich auch und die ist ansteckend.
    Viel Freude bei weiteren Entdeckungen mit dem Kleinen und ein bißchen Sonne wär dann auch mal nicht schlecht.

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